Die rechte Idee zur rechten Zeit

Mitten in Kreuzberg: Der Original-Unverpackt-Laden (Foto: Promo)
Mitten in Kreuzberg: Der Original-Unverpackt-Laden (Foto: Promo)

Milena Glimbovski und Sara Wolf haben den ersten Supermarkt in Berlin eröffnet, der ganz ohne Verpackung auskommt. Selbst abwiegen und verpacken ist die Devise – das klingt umständlich, ihr Laden ist trotzdem immer voll. Vielleicht, weil er viel mehr als nur ein Laden ist.  

Milena Glimbovski ist ein wahres Energiebündel. Die letzten Wochen gehören ganz sicher zu den anstrengendsten in ihrem Leben, aber das merkt man ihr nicht an: Samstag früh um neun öffnet der „Original Unverpackt“-Laden in der Wiener Straße in Kreuzberg und obwohl die Kreuzberger gar nicht so früh aufstehen zum Einkaufen, ist sie pünktlich dort. Sie ist oft im Laden, das Büro ist auch direkt um die Ecke, und im Café gegenüber kennt man sie bereits beim Namen.

Glimbovski ist zwar erst 24, aber sie ist bereits Unternehmerin – und ihr Projekt ist verdammt erfolgreich angelaufen. Und es ist ein wahres Herzensanliegen von ihr, das über Jahre hinweg gereift ist, bis es dann endlich so weit war.

Von Kolleginnen zu Freundinnen zu Geschäftspartnerinnen

Doch zurück an den Anfang: In ihrem ersten Leben hat Glimbovski in einer Kommunikationsagentur gearbeitet. Dort lernte sie auch Sara Wolf kennen. Die beiden waren zuerst Kolleginnen und wurden schließlich Freundinnen.


Dies ist ein Stück, das für das Projekt „BizzMiss“ entstanden ist – ein Online-Magazin, das ich im Jahr 2014 mit drei Mitstreiterinnen gründete. BizzMiss gibt es mittlerweile nicht mehr. Hier habe ich notiert, warum das gut ist.


Mit der Art und Weise wie sie konsumiert, beschäftigt sich Glimbovski schon lange. „Wenn man lebt, dann konsumiert man eben“, sagt sie. Aber wie man konsumiert – an dieser Stellschraube kann jeder drehen. „Es gibt kleine Dinge, die jeder ändern kann“, meint Glimbovski. Sie duscht, anstatt zu baden, kauft zum Teil Second-Hand-Mode und trennt ihren Müll. Weil aber nur ein Bruchteil des Mülls wirklich recycelt wird, suchte sie nach Wegen, Müll zu vermeiden. Das kann klappen, ist aber gerade im Supermarkt sehr schwierig.

Den Auslöser, einen Supermarkt zu eröffnen, der gänzlich ohne Verpackung auskommt, gab ein gemeinsamer Kochabend mit Sara Wolf. Die Verpackung stapelte sich in der Küche und die gemeinsame Idee sollte danach ziemlich schnell konkret werden.

Eine Erfolgsgeschichte – bisher zumindest

Tatsächlich ist die Geschichte von „Original Unverpackt“ eine Erfolgsgeschichte, bisher zumindest. Glimboski und Wolf scheinen mit ihrer Idee einen Nerv getroffen zu haben, zur Eröffnung im September platzte der Laden aus allen Nähten, auf Facebook haben die beiden fast 50.000 Likes gesammelt. Es ist aber auch die Geschichte von Hingabe an die eigene Idee: Glimbovski schmiss ihr Studium hin, um den Laden zu eröffnen, und ob das die richtige Entscheidung war, wird sie erst in mehreren Jahren wissen.

Glimbovski und Wolf begannen ganz mustergültig und schrieben erst einmal einen Businessplan. Auf mehr als 70 Seiten war das Konvolut am Ende angewachsen – und offenbar so überzeugend, dass die beiden damit den „Businessplan-Wettbewerb Berlin-Brandenburg“ gewannen. Das war der Zeitpunkt, an die ersten privaten Investoren einstiegen. Im März 2014 starteten sie eine Crowdfunding-Kampagne. Schon nach dem ersten Tag hatten sie mehr 20.000 Euro eingesammelt – es scheint, als seien sie mit ihrer Idee genau zur rechten Zeit gekommen.

Am einzeln verpackten Toilettenpapier gescheitert

Fast 400 Produkte umfasst das Sortiment derzeit. Duschgel und Body Lotion zum Abfüllen, Öle, Gewürze, lose Tees, Müsli, Nudeln und natürlich Obst und Gemüse – der Laden bietet die wichtigsten Produkte an. An manchen Produkten haben sich die beiden bisher aber die Zähne ausgebissen. Sie haben erst einen Hersteller gefunden, der Toilettenpapier ohne Verpackung anbietet. Allerdings würde bei ihm eine Rolle einen Euro im Einkauf kosten. Idealismus hin oder her – „das ist definitiv zu viel!“, sagt Glimbovski und lacht. Die Devise ist also: weitersuchen.

Man spürt, wie wichtig Glimbovski ihr Laden ist. Und wie wichtig ihr die dahinter stehende Philosophie ist. Die Entwicklungen der letzten Monate scheinen ihr recht zu geben – und wenn der erste Laden läuft, soll ein zweiter kommen, irgendwo in Berlin. Und danach noch ganz viele weitere Läden. Das Franchising-Konzept liegt schließlich bereits fertig in der Schublade.

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