Nähen, filzen, flechten: Auf diese Weise macht Elisabeth Prantner aus alten Dinge ganz neue. Dafür hat sie ihr Veränderungsatelier in Berlin-Schöneberg eröffnet. Das ist aktive Erinnerungsarbeit, wie sie sagt – und gleichzeitig noch viel mehr.
Elisabeth Prantner haucht Kleidung ein zweites Leben ein. Sie näht aus einem alten Herrenhemd eine Schürze, aus getragenen Socken eine Mütze und bastelt aus einer in Streifen geschnittenen Jeans und einem Autogurt eine Tasche. In ihrem „Veränderungsatelier“ in Berlin näht, filzt und flechtet sie, und am Ende kommt etwas ganz Neues dabei heraus.
Dies ist ein Stück, das für das Projekt „BizzMiss“ entstanden ist – ein Online-Magazin, das ich im Jahr 2014 mit drei Mitstreiterinnen gründete. BizzMiss gibt es mittlerweile nicht mehr. Hier habe ich notiert, warum das gut ist.
Prantners Bewegungen sind schwungvoll, sie läuft einige Schritte auf und ab und erzählt dabei von einer Lederjacke, die vom Großvater eines Kunden stammt, die sie in eine Laptoptasche umnähen wird. „Es kommen viele junge Leute“, sagt sie. Was auch oft vorkommt: Dass Prantner das Hochzeitskleid der Oma oder der Mutter für die Enkelin, für die Tochter passend macht.
Stoff aus lauter Erinnerungen
Sie setzt nicht ihre eigenen Ideen um. Ihr geht es darum, was die Menschen wollen, die zu ihr kommen. „Das ist Erinnerungsarbeit, was wir hier machen“, sagt sie. Pranter hat einige Stücke im Vorderraum des Ateliers ausgestellt, die Kunden können sie auch kaufen. Vor allem aber soll die Kleidung den Kunden Ideen und Inspiration liefern.
Mit ihrem Änderungsatelier hat Prantner einen Nerv getroffen. Insgesamt hat sie zwölf Mitarbeiter, aber die Schneiderinnen kommen mit dem Nähen kaum hinterher. Und der Erfolg ist durchschlagend: Sie hat das Atelier im März 2013 eröffnet, und schon im Mai musste sie zusätzliche Mitarbeiterinnen einstellen. „Das war der helle Wahnsinn!“, sagt Prantner und lacht.
Zur Mode kam Prantner auf Umwegen. Die gebürtige Österreicherin studierte Kunst und Mathematik und unterrichtete einige Jahre an einer Schule. Dann ging sie in die USA, studierte dort Regie. Nach ihrer Rückkehr organisierte sie große Kunstperformances, bis sie irgendwann ihr erstes Modelabel gründete. Bis heute schaut sie etwas von außen auf Mode, sagt sie.
Mit einem Veränderungsatelier gegen Müllberge
Die Idee, alte Kleidung aufzuarbeiten kam ihr, als sie begann, sich mit Arbeits- und Produktionsbedingungen auseinander zu setzen. Massenproduktion, immer schnellere Produktzyklen, gigantische Müllberge: „Das Atelier ist der Versuch, diesem Wahnsinn etwas entgegen zu setzen“, sagt Prantner. Sie möchte die Welt zu entschleunigen, die Dinge in der Welt halten, wie sie sagt. Deshalb auch der Name: „Bis es mir vom Leibe fällt.“ Die Entscheidung für Berlin war nicht zufällig: „In keiner anderen Stadt wäre so etwas möglich gewesen“, meint Prantner.
Sie bietet auch Workshops an. Sie dauern nur wenige Tage, Prantner vermittelt einfache Techniken wie Siebdruck, mit denen die Teilnehmer ihre Kleidung verändern können. Sie möchte sie anregen, wieder etwas mit ihren Händen zu machen. Dann tritt sie ein paar Schritte zurück, macht eine raumgreifende Armbewegung, als wolle sie die ganze Welt umfassen, und kommt wieder näher. Dann sagt sie: „Ich möchte die Welt verändern.“ Und ihre Augen strahlen dabei.
Finde ich sehr toll das man aus alt neu machen kann. Nachhaltigkeit ist eine wichtige Sache für unser Platen. Finde es toll das sie sich auch dafür einsetzen.
Lg Mona