Von jetzt auf gleich die Pay Gap abschaffen – warum nicht?

Geldbündel (Foto: Francesca Schellhaas / photocase.de)
Einfach so ein Viertel mehr? Klar, ganz wie die Männer. (Foto: Francesca Schellhaas / photocase.de)

22 Prozent – das ist die Gender Pay Gap in Deutschland. So viel weniger als Männer verdienen Frauen hierzulande. Ist das gerecht? Nein. Ich habe einen Vorschlag, wie man diese Ungerechtigkeit im Handumdrehen abschaffen könnte.

Frauen sind in Deutschland fast ein Viertel weniger wert als Männer. Es ist leider so: Wir haben in diesem Land eine “Gender Pay Gap” von 22 Prozent. Das bedeutet: Frauen bekommen 22 Prozent weniger Lohn, einfach nur so. Weil sie Frauen sind.

Je nachdem wie man die Pay Gap berechnet, kommen Zahlen zwischen sieben (die “bereinigte” Pay Gap) und 22 Prozent dabei heraus. Bei der großen Lücke von 22 Prozent werden einfach alle Arbeitenden, gleich welchen Geschlechts, in einem Topf geworfen, einmal kräftig durchgeschüttelt und dann wird ein Strich drunter gemacht: Et voilà, Frauen verdienen ein stolzes Viertel weniger.

Wir nehmen das so hin, weil wir es gewöhnt sind

Die Erklärungsversuche dafür hören sich ungefähr so an: Frauen suchen sich die Jobs aus, die geringer entlohnt sind, Frauen arbeiten häufiger in Teilzeit und so weiter. Hat man alles schon gehört, alles schon vorgerechnet bekommen. Aber die Wahrheit ist doch: Es sind nicht die Frauen, die sich die falschen Jobs aussuchen. Es ist die Gesellschaft, die einem Mann, der sich den ganzen Tag mit Autos beschäftigt, mehr Geld dafür zugesteht, als einer Frau, die alte Menschen pflegt. Wir nehmen das so hin, weil wir es gewöhnt sind, dass Krankenschwestern oder Kindergärtnerinnen am Ende des Monats nichts mehr übrig haben, dass es halt scheiß Jobs sind, die man gern den Frauen überlässt. Aber muss das so sein?


Dies ist ein Stück, das für das Projekt „BizzMiss“ entstanden ist – ein Online-Magazin, das ich im Jahr 2014 mit drei Mitstreiterinnen gründete. BizzMiss gibt es mittlerweile nicht mehr. Hier habe ich notiert, warum das gut ist.


Oder die andere Erklärung: Frauen arbeiten halt häufiger in Teilzeit, selbst schuld. Da verdient man eben nicht viel und Karriere macht man schon mal gar nicht. Die dürfen ja oftmals nicht einmal Vollzeit-Frauen machen. Aber welcher Mann lässt sich denn schon gern was von einer Teilzeit-Chefin sagen?

Eine Lücke von 22 Prozent lässt sich nun einmal nicht wegdiskutieren

Viele dieser Frauen sehen gar keine andere Möglichkeit, als in Teilzeit zu arbeiten. Aber weil der Partner eh mehr verdient, stecken sie zurück, und weil es keine vernünftige Kinderbetreuung gibt, müssen sie das sogar.

Wie auch immer man die Pay Gap zu erklären versucht, wegdiskutieren lässt sie sich nicht. Aber glücklicherweise wandelt sich die Gesellschaft: Seit den 70ern muss eine Frau ihren Ehemann nicht mehr um Erlaubnis fragen, wenn sie arbeiten gehen möchte, wir haben seit (immerhin) sieben Jahren alljährlich einen “Equal Pay Day” und seit Kurzem auch eine (heftig diskutierte) Frauenquote – alles winzig kleine Schritte hin zu mehr Gerechtigkeit.

Das dauert alles ganz schön lang…

Das ist ja alles ganz schön – aber dauert mir einfach viel zu lange. Deshalb fordere ich: Einfach alle Frauengehälter, egal, wie alt die Frau ist und in welchem Bereich sie arbeitet, pauschal um 22 Prozent anheben. Das wäre ziemlich gerecht. Von jetzt auf gleich hätten wir keine Pay Gap mehr – Hand aufs Herz, wer könnte denn etwas dagegen haben?

Wenn wir wissen, dass Frauen strukturell benachteiligt sind, dann bevorteilen wir sie innerhalb dieser Strukturen eben! Wir bezahlen ihnen einfach mehr Geld, damit es unterm Strich dann doch ausgeglichen ist. Warum nicht? Und den ganzen anderen Kram, den gehen wir dann mit einem kleinen bisschen mehr Zeit an.

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